Weseritz (Böhmen)

Bildergebnis für weseritz landkarte historisch Die in Westböhmen südlich von Karlsbad/Karlovy Vary bzw. östlich von Marienbad/Mariánské Lázně liegende Ortschaft Weseritz ist das heutige tschechische Bezdružice mit derzeit kaum 1.000 Einwohnern (Kartenskizzen der 'Region Egerland' ohne Eintrag von Weseritz  und  'Tschechien mit Lage von Bezdružice rot markiert, aus: wikipedia.org, CC BY-SA3.0).

 

In Weseritz anwesende Juden werden erstmals in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts urkundlich erwähnt; eine Gemeinde soll sich aber erst Ende des 18. Jahrhunderts gebildet haben. Unter den Fürsten von Löwenstein-Wertheim, die seit 1712 die Herrschaft in Weseritz und den fast 50 umliegenden Dörfern ausübten, wurden weitere jüdische Familien in der Region ansässig; allerdings blieb ihre Zahl stets überschaubar. Die Juden bewohnten in Weseritz den sog. „Judenhof“; hier befand sich auch auf einem von der Herrschaft erworbenen Grundstück die Synagoge; das heute noch erhaltene Gebäude stammt aus dem Jahre 1812. Daneben besaß die Judenschaft ein Gemeindehaus, kurzzeitig auch eine eigene Schule.

Ein Begräbnisplatz, der nach einem Kontrakt aus dem Jahre 1760 verstorbenen Juden der Region zur Verfügung stand, lag weitab jeder Bebauung im Haika bei Rössin. Hier wurden auch verstorbene Juden aus Ortschaften des Umlandes begraben, so z.B. aus Leskau (Lestkov) und Zebau (Cebiv).

Juden in Weseritz:

         --- 1724 ......................... ca. 150 Juden,*      * Gemeinde

    --- 1793 ............................. 271   “  ,*

    --- um 1840 ...................... ca.  25 jüdische Familien,**

    --- um 1880 ...................... ca. 130 Juden,**      ** nur in Weseritz

    --- 1900 .............................  54   "  ,**

    --- 1921 .............................  82   “  ,*

             .............................   9 Familien,**

    --- 1930 .............................  21 Juden.**

Angaben aus: Ingild Janda-Busl/Franz Busl, Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Weseritz/Bezdruzice

 

Die kleine Gemeinde bestand bis in die 1930er Jahre. Während einem Teil der jüdischen Bevölkerung die Flucht bzw. Emigration gelang, wurde der hier verbliebene deportiert. Das Synagogengebäude war während des Novemberpogroms von 1938 beschädigt und die Inneneinrichtung verbrannt worden; anschließend diente das Gebäude als Scheune/Lagerhaus.

Sowohl der Friedhof bei Rössin als auch das einstige Synagogengebäude haben die NS-Zeit fast unbeschadet überdauert.

Auf dem ca. 1.600 m² großen Begräbnisareal war ein Teil der ca. 200 Grabsteine im Boden versunken und von der Vegetation überwuchert; in den letzten Jahren wurden Anstrengungen unternommen, Steine freizulegen bzw. diese wieder aufzurichten.


 Ansichten des jüdischen Friedhofs (Aufn. um 2006, aus: zanikleobce.cz)

Aufn. Krabat, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0

In dem heute in Privatbesitz befindlichen ehemaligen Synagogengebäude - jahrzehntelang als Scheune bzw. Lagerraum in Nutzung - ist noch die Frauenempore vorhanden; auch lassen sich im Innern auch Reste von Malereien und Stuckverzierungen erkennen.

 Bezdružice, synagoga.JPG

ehem. Synagogengebäude (Aufn. Zdeňka Bušková, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

Weitere Informationen:

Hugo Gold (Hrg.), Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart, Brünn 1934

Ingild Janda-Busl, Auf den Spuren jüdischen Lebens entlang der Böhmisch-Bayrischen Grenze im Bereich des Böhmerwaldes, Maschinenmanuskript, Bamberg 2003, S. 17/18

Ingild Janda-Busl/Franz Busl, Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Weseritz/Bezdruzice, in: "Otnant - Gesellschaft für Geschichte und Kultur in der Euregio Egrensis - Quellen und Erörterungen", No.5/2006

Jewish Families from Bezdružice (Weseritz), Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-families-from-Bezdruzice